Hilmar Gattwinkel ist Studienleiter in der EKBO und gemeinsam mit Olaf Trenn für den C-Kurs zuständig. Pfarrerin Dr. Katharina Stifel hat mit ihm gesprochen.
Katharina Stifel: Sie sind als Studienleiter für den C-Kurs im Vikariat zuständig. Dieser Kurs ist eine Alternative zu den bestehenden Kursen in Wittenberg. Was ist das Besondere am C-Kurs? Worauf können sich die Vikar*innen freuen?
Besonders am Kurs C, der im März 2020 erstmalig startet, ist vor allem die Organisation: Die Vikar*innen kommen in der Regel an einem Tag pro Woche zum gemeinsamen Lernen zusammen. Die Kurse A und B versammeln die Vikar*innen immer für eine Reihe von verbundenen Tagen in Wittenberg, was besonders für Familienmenschen und berufsbegleitende Vikar*innen manchmal herausfordernd ist. Da bietet der Kurs C eine Alternative. Für die Vikar*innen bedeutet das: Sie sind mehr und regelmäßiger in der Gemeinden präsent. Und dann ist der Kurs C auch ein Versuchs-Labor. Zum Beispiel haben wir besondere Formate geplant, um den spirituellen Weg der Vikar*innen zu unterstützen. Und wir werden untereinander, mit den Vikar*innen und den Mentor*innen, stärker im digitalen Raum kommunizieren.
Katharina Stifel: Mit einer halben Stelle sind Sie Studienleiter im C-Kurs. Nun sind wir sind neugierig auf Ihre Berufsbiographie. Wofür schlägt Ihr theologisches Herz? Welche Aufgaben haben Ihnen bisher Freude gemacht?
Mein Herz schlägt für die Kommunikation: Wie kann es gelingen, dass wir uns verstehen? Und für uns Kirchenmenschen: Wie kann es gelingen, dass die biblische Botschaft in ihrer Gänze und Vielfalt ins Gespräch mit uns kommt und wir mit ihr und untereinander? Wir bringen in solche Gespräche unsere Leben voller Erfahrungen ein und begegnen einander im Lichte und im Klangraum Gottes. In meiner Berufsbiographie findet sich ein Studium der Evangelischen Theologie und Fernstudien in Erwachsenenbildung und in Öffentlichkeitsarbeit. Damit berate ich Gemeinden und Kirchen, mache Bildungsangebote und bilde selber aus. Viel von dem werde ich in den Kurs C eintragen.
Katharina Stifel: Was begeistert Sie am Lernen und Lehren mit Erwachsenen?
Beim Lernen und Lehren mit Erwachsenen gibt es für mich nur in Ausnahmefällen eine Einwegkommunikation. Viel öfter sind es gemeinsame Lehr-Lern-Räume, in denen alle etwas einzutragen haben. Meine Rolle ist dann, allen Beteiligten gemeinsames Lernen zu ermöglichen. Erwachsene kommen freiwillig in solche Zusammenhänge, bringen ihre Erfahrungen und ihr jeweiliges Wissen mit und sind fast immer motiviert – großartige Voraussetzungen!
Katharina Stifel: Welche Kompetenzen brauchen Pfarrpersonen heute?
Im Konzept zum Kurs C nennen wir vier wesentliche Felder, auf die wir das Vikariat ausrichten: Pfarrpersonen sind handlungsfähig, haltungsbewusst, lernorientiert und beziehungsklar. Dazu gehört eine Menge Wissen und Können, vor allem aber ein eigener grundlegender Glaube und ergebnisorientierte Kommunikation. Die heutigen Vikar*innen sind die Pfarrpersonen der kommenden Jahrzehnte. Und brauchen darum in besonderer Weise die Kompetenz zur andauernden Weiterentwicklung von Gemeinde und Kirche. Wir ahnen, dass es inner- und außerkirchlich zu einschneidenden Herausforderungen kommen wird und zum Teil ja schon kommt. In diesen Herausforderungen werden Pfarrpersonen – wie die anderen Kirchenmenschen auch – ihr Handeln theologisch reflektiert gestalten.
Vielen Dank für das schöne Interview!
Foto: Juliane Menzel, Radewege.