Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Olaf Trenn zu Beginn der mündlichen Prüfungen zur Zweiten Theologischen und Gemeindepädagogischen Prüfung des Jahrgangs 15/17 am 8. September 2017 im Andachtsraum des Evangelischen Zentrums der EKBO nachlesen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Die Losung für Freitag, den 8. September 2017 steht im ersten Buch der Bibel:
Adam versteckte sich mit seiner Frau
vor dem Angesicht Gottes des Herrn. (1. Mose 3,8)
Die Frau sieht, dass von dem Baum gut zu essen
und dass er eine Lust für die Augen sei
und verlockend, weil er klug macht.
Und sie nimmt und isst und gibt davon ab.
Da werden Frau und Mann die Augen aufgetan
und sie werden gewahr, dass sie nackt sind.
Sie machen sich Schurze.
Dann hören sie Gott kommen.
Und Adam versteckt sich mit seiner Frau
vor dem Angesicht Gottes des HERRN.
Und der HERR spricht zum Erdling: Wo bist du?
Und der antwortet: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich;
denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.
Das erste, das Eva und Adam erkennen,
als sie vom Baum der Erkenntnis essen,
ist, dass sie nackt sind.
Es gibt solche Träume. Du läufst auf offener Straße
und bemerkst auf einmal, dass du nichts an hast.
Völlig idiotisch! – Würdest du nie tun. Dich im Traum ist es so.
Das erste, das Adam und Eva dann tun,
ist, dass sie sich etwas zum Anziehen organisieren.
Es gibt solche Phasen im Leben.
Du erkennst einen Mangel und tust was dagegen. Oder positiv:
Du hast ein Ziel und suchst nach Mitteln und Wegen, es zu erreichen.
Eine Ausbildung zum Beispiel, um praktische Erfahrungen zu sammeln,
sie auszuwerten, theologisch einzuordnen und für später abzuspeichern.
Das erste, das Eva und Adam tun,
als sie Gott kommen hören, ist, dass sie sich verstecken.
Dabei sind sie gar nicht mehr nackt. Doch sie fühlen sich so.
Es gibt solche Träume.
Du hast dich gut vorbereitet, dein Wissensschurz passt perfekt,
Doch im Traum hast du das Gefühl, nackt zu sein, unvorbereitet, bloß.
Menschen im Pfarramt kennen solche Träume:
Du gehst in die Kirche und hast keine Schuhe an,
trägst keinen Talar und hast deine Predigt vergessen.
Völlig idiotisch! – Würdest du nie tun. Doch im Traum ist es so.
Du sollst am nächsten Tag mündliche Prüfungen abnehmen,
hast dich in die Berichte der Kandidatinnen eingelesen,
hast wunderbar weite, eröffnende Impulse vorbereitet,
ja, du hast dich selbst noch einmal intensiv
in die relevanten Themen eingearbeitet.
Und im Traum kapierst du kein Wort von dem,
was die fitte Vikarin dir vorträgt.
Ein Traum. Zum Glück. Nun bist du wach.
Liebe Leute, versteckt euch nicht.
Nicht voreinander und nicht vor Gott.
Ihr seid alle gut angezogen und gut vorbereitet.
Ihr habt hart gearbeitet und vielfältige Erfahrungen gesammelt.
Ihr seid längst zu eigenständigen, selbstbewussten,
theologisch denkenden Persönlichkeiten gereift.
Und ihr seid miteinander erwachsene Kinder Gottes.
Ihr habt zum Glück vom Baum der Erkenntnis gegessen.
Nicht, dass das Leben dadurch leichter geworden wäre.
Eher komplizierter, herausfordernder, bedrohlicher.
Und tiefer, intensiver, reicher, lustvoller, stärker.
Teilt nun miteinander eure Erkenntnisse.
Versteckt sie nicht voreinander.
Kitzelt sie wach. Trumpft auf. Überrascht euch.
Übernehmt Verantwortung für eure Erkenntnisse.
Und morgen für die Gemeinde Jesu Christi,
der selig spricht, die reinen Herzens sind;
denn sie werden Gott schauen. (Matthäus 5,8),
womit wir beim heutigen Lehrtext angekommen sind.
Eva und Adam haben Gott geschaut – und erkannt.
Ohne den Baum der Erkenntnis wäre das nicht möglich gewesen.
Ich bete mit Ihnen und für Sie:
Treusorgender Gott,
wir danken dir für alle Erkenntnis, die du uns ermöglichst.
Wir danken dir für alle Erfahrungen und alles Wissen,
die uns haben wachsen und reifen lassen.
Nun bitten wir dich:
mach uns mutig und gelassen,
konzentriert und geistesgegenwärtig.
Lass uns erwartungsfroh begegnen,
achtsam miteinander umgehen,
versöhnlich auseinandergehen
und mit unseren Gedanken,
Worten und Werken deinem Reich dienen.
Sei bei allen, die nun an uns denken und die wir lieben.
Segne, die reinen Herzens und die schweren Herzens sind.
Mache unsere Herzen leicht und neige sie dir zu.
Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib und heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und es behüte euch
der allmächtige und barmherzige Gott:
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.