Am Freitag, den 19. Oktober 2018 waren unsere VikarInnen zu Gast im Konsistorium. An diesem Tag lernten sie die einzelnen Abteilungen und ihre Arbeitsbereiche kennen. Pfarrerin Dr. Tanja Pilger-Janßen führte die Gruppe durch das Medienhaus. Bianca Krüger hat mit ihr gesprochen.
Bianca Krüger: Was hat Sie motiviert, Theologie zu studieren? Können Sie uns kurz Ihren Werdegang schildern?
Motiviert zum Theologiestudium haben mich meine kirchengemeindlichen Tätigkeiten als Jugendliche im Kindergottesdienst, bei Freizeiten oder bei den Kinderbibeltagen in meiner Heimatgemeinde in Moers/ Niederrhein, mein Religionsunterricht in der Oberstufe sowie eine Reise nach Israel. In Münster/ Westfalen, Jerusalem und Berlin habe ich studiert, wobei das Studienjahr an der Hebräischen Universität mit dem Lernen jüdischer Auslegungstraditionen sowie dem Kennenlernen jüdischer Glaubenspraxis durch direkte Begegnung besonders prägend war. Nach meinem 1. Theologischen Examen bei der Evangelischen Kirche im Rheinland habe ich mein Promotionsstudium begonnen und mit einer Arbeit über die Elihureden im Hiobbuch am Theologicum der Göttinger Universität abgeschlossen. Im Anschluss war ich gut drei Jahre an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität am Seminar für Altes Testament und am Institut Kirche und Judentum als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Während dieser Zeit engagierte ich mich in der Gethsemanekirche ehrenamtlich im Gemeindebeirat und bei Gottesdiensten. Mein Interesse, theologische Reflexion und kirchliches Handeln und Gestalten miteinander zu verbinden, führte mich schließlich ins Vikariat, das ich in der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde in Schöneberg-Nord absolvierte. Eine spannende und bereichernde Zeit. Als erste Pfarrstelle ist mir meine jetzige Stelle im Medienhaus zugewiesen worden.
Bianca Krüger: Sie sind Pfarrerin im Medienhaus der EKBO. Was ist eigentlich das Medienhaus?
Das evangelische Medienhaus ist vor drei Jahren gegründet worden, um diejenigen Bereiche der Landeskirche, die medial arbeiten, besser miteinander zu verbinden. Dazu zählen (1) die landeskirchliche Öffentlichkeitsarbeit mit den Themenfeldern Internetseite der EKBO, social-media, Info-Telefon und Veranstaltungsorganisation, (2) der Rundfunkdienst im öffentlich-rechtlichen Bereich sowie im Privatfunk und (3) die Kirchenzeitung und der Wichernverlag.
Bianca Krüger: Was sind Ihre Aufgaben im Medienhaus?
Im Kern geht es darum, das theologische und gemeindliche Profil der Öffentlichkeitsarbeit zu schärfen und pastoral-kirchengemeindliche Themen einzubringen. Ich arbeite bei einzelnen Themen und Projekten in allen Bereichen mit. Kürzlich habe ich Konzepte und Texte zu Filmen anlässlich des Schleiermacher-Jubiläums 2018 erarbeitet. Zur Zeit bereite ich die Öffentlichkeitsarbeit für die GKR-Wahl 2019 vor. Darüber hinaus berate ich das Team der Kirchenzeitung und spiele bestimmte Themen auf den verschiedenen medialen Kanälen ein, wie z.B. über die Ordination im März 2017. Für Facebook habe ich das Format der Microandachten in der EKBO neu entwickelt.
Bianca Krüger: Sie haben die Initiative ergriffen, die VikarInnen durch das Medienhaus zu führen und ihnen die einzelnen Arbeitsbereiche vorzustellen. Warum war Ihnen das so wichtig?
Unserem Vikarskurs wurde das Medienhaus mit seinen vielfältigen Angeboten noch nicht vorgestellt. Allerdings denke ich, dass es sehr wichtig ist, von den verschiedenen Angeboten wie Kirchenzeitung und Rundfunkformaten zu wissen, damit man diese auch in die Gemeinden weitervermitteln kann. Auch die Internetseite ist eine wichtige Plattform um zu sehen, welche Themen oder Veranstaltungen auf landeskirchlicher Ebene gerade aktuell sind – von all dem kann man im Vikariat ungemein profitieren.
Bianca Krüger: Wie haben Sie Familie und Vikariat unter einen Hut bekommen?
Dass dies gut gelungen ist, liegt an vielen Faktoren: Meine Familie, allen voran mein Mann, hat diesen Weg sehr unterstützt. Darüber hinaus konnte ich den familienfreundlichen Kurs im Predigerseminar besuchen und so mit der ganzen Familie nach Wittenberg reisen. Die Absprachen mit meinem Mentor waren klar und verlässlich, zugleich hat er mir ein großes Vertrauen aber auch Verständnis entgegen gebracht. Zudem habe ich sehr gut gelernt, meine Grenzen in der Gemeindearbeit zu setzen. Freie Tage, meist samstags, wurden eingehalten. Diese Mischung war es wohl, dass es insgesamt gut gelungen ist, Familie und Vikariat miteinander zu verbinden – und ich kann nur dazu ermutigen, diesen Weg zu gehen.
Bianca Krüger: Inwieweit hat Sie das Vikariat verändert bzw. weitergebracht?
Das Vikariat hat mir die Schönheiten des Pfarrberufs sehr deutlich gemacht: Das Pfarramt habe ich als einen Beruf erlebt, in dem bibelwissenschaftliche Kenntnisse und Hermeneutik, systematisch-theologische Reflexion, Gegenwartsdeutung vor dem Hintergrund der christlichen Religion und der evangelischen Tradition, Repräsentation und Symbolisierung der christlichen Religion und Sensibilisierung für gesellschaftliche und religiöse Fragen miteinander verbunden sind. Zudem hat es mich begeistert, dass ich von der Wiege bis zur Bahre mit Menschen zu tun habe, sie begleite und ihren Lebensweg vor dem Hintergrund des christlichen Glaubens deute. Bestimmte Aufgaben oder Formate habe ich nochmals neu zu schätzen gelernt: Krippenspielgottesdienste, Gottesdienste in leichter Sprache, Trauerfeiern und Seelsorge für die trauernden Angehörigen, Gemeindeleitung.
Bianca Krüger: Warum sollte man das Vikariat in der EKBO machen?
Die EKBO ist eine der spannendsten und spannungsreichsten Kirchen in Deutschland: Spannend, weil sich nach der Wiedervereinigung auf dem Gebiet der EKBO so viel verändert hat und die kirchliche Landschaft an vielen Orten ganz neu geworden ist. Spannungsreich, weil sich hier so viel Verschiedenes findet. Ich denke da natürlich an die Unterschiede zwischen der Hauptstadt Berlin und den ländlichen Regionen, aber auch an die Unterschiede, die zwischen Stadtgemeinden liegen. Eine Gemeinde im Schöneberger Norden ist so ganz anders als die Nachbargemeinde in Schöneberg-Mitte. Und Prenzlauer Berg ist auch ganz anders als Marzahn. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich freut, wenn man von außen – ich komme aus der rheinischen Kirche – dazukommt und das kirchliche Leben in der EKBO mitgestalten möchte. In der EKBO ist Bewegung, ist Veränderung, und das macht den Reiz aus.
Bianca Krüger: Liebe Pfarrerin Dr. Pilger-Janßen, vielen Dank für das Interview!