Geschrieben von
Dagmar Kelle , 22. November 2017

Vikarin Jennifer Krumm bloggt ab sofort regelmäßig aus der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Sie ist Vikarin der EKBO und absolviert ihr Vikariat berufsbegleitend in Wuppertal. An der Kirchlichen Hochschule ist sie als wissenschaftliche Assistentin für das Neue Testament und seine Umwelt tätig. Sie promoviert zur  „Ausbreitung des frühen Christentums in Galatien und seine personalen und institutionellen Autoritätsstrukturen“. Im Wintersemester 2017/2018 bietet sie an der KiHo das Einführungsseminar in das Theologiestudium an.

Hier erzählt sie, worum es im Theologiestudium geht und was in ihrer Lehrveranstaltung so passiert, Teil 1:

Was erwartet einen eigentlich im Theologiestudium? Natürlich jede Menge Fragen, nach Gott und der Welt und dem Menschen. Wer schon etwas länger dabei ist, weiß, dass die Fragen im Laufe des Studiums nicht weniger, sondern sogar mehr werden.

Ganz am Anfang des Studiums stehen aber zunächst eher profane Fragen: Wie baue ich mir meinen Stundenplan? Was ist eigentlich ein Modul? Was ist ein Proseminar und wie komme ich da rein? Wo ist die Mensa?

Als erste Anlaufstelle für solche Fragen und als Einstieg in die Theologie ist die Übung „Einführung in das Theologiestudium“. An der KiHo wird sie auch liebevoll SPAM („Spaß am Montag“) genannt. Zu Beginn des Semesters trafen wir uns für zwei volle Tage, um Campus, Studienordnung und die Fächer der Theologie kennenzulernen.

Die Studienordnung findet man an den meisten Fakultäten online und kann schon vor Studienbeginn einmal hineinschauen. Man sollte sich allerdings von dieser sehr speziellen Lektüre nicht allzu sehr verwirren lassen. Die meisten Fragen klären sich in den ersten Semesterwochen von selbst.

Am Anfang des Theologiestudiums steht für die meisten Studierenden ein intensives Studium der Sprachen. Latein, Griechisch und Hebräisch bringen nur noch die wenigsten von der Schule mit. Weil das Sprachenlernen seine Zeit dauert, ist es möglich, dafür bis zu zwei Semester auf die für BAföG und Co. veranschlagte Regelstudienzeit aufzuschlagen. Der sprachenintensive Start hat durchaus aus sein Gutes: Zum einen sind die Sprachkurse ein solides Fundament für das Studium der Bibel und kirchengeschichtlicher Quellen. Zum anderen lernt man die Kommilitoninnen und Kommilitonen nirgends so gut kennen, wie in einem Sprachkurs. Acht gemeinsame Semesterwochenstunden schweißen zusammen.

Neben den Sprachen sollte man auf jeden Fall schon erste Lehrveranstaltungen in den einzelnen theologischen Fächern besuchen. Um einen Überblick über die einzelnen Fächer zu bekommen, haben wir ihre jeweiligen Vertreterinnen und Vertreter an der KiHo in die Einführungsübung eingeladen. So bekamen wir sieben spannende Einblicke in die Vielfalt der Theologie:

Bei der Vorstellung der Feministischen Theologie wurde uns klar, dass die Ordination von Frauen in der evangelischen Kirche noch gar nicht so lange eine Selbstverständlichkeit ist und dass Frauen im Pfarramt auch heute erst etwa ein Drittel der Pfarrpersonen ausmachen. Es gibt also noch viel zu tun.

Das Neue Testament bietet einen hervorragenden Anwendungsbereich für Griechischkenntnisse, wenn sie erst einmal erworben sind. Fürs erste haben wir anhand von drei Heilungsgeschichten in deutscher Übersetzung ausprobiert, was der genaue Vergleich von Texten mit ähnlicher Struktur für das Verständnis austrägt.

Von der Religionswissenschaft, Missionswissenschaft, Ökumenik kann man lernen, dass man über den eigenen Tellerrand schauen muss, wenn man Christinnen und Christen aus anderen Kontexten verstehen möchte. Religiöse Phänomene wie Dämonen, mit denen wir nichts (mehr) anfangen können, sind in anderen Ländern durchaus Realität.

Im Alten Testament haben wir uns eine halbe Stunde lang mit einem halben Psalmvers beschäftigt, ohne dass es langweilig geworden wäre. Fast jedes hebräische Wort kann man auf seine Bedeutungsvielfalt hin befragen. Wer selbst übersetzen kann, ist hier also klar im Vorteil.

Die Systematische Theologie ist die Disziplin, in der man nicht nur das Fragen lernt, sondern auch darüber nachdenkt, auf welche Menschheitsfragen die Glaubenssätze des Christentums eigentlich antworten.

Die Kirchengeschichte hat es mit der bunten Vergangenheit des Christentums zu tun. Wo ist bei so viel Vielfalt eigentlich die Kontinuität? Was macht das Christentum zum Christentum? Und wie gehen wir mit historischen Phänomenen wie den Kreuzzügen um, für die uns jedes Verständnis fehlt?

Die Praktische Theologie kümmert sich unter anderem um die Vermittlung theologischer Erkenntnisse in Gemeinde und Unterricht. Neben aller Reflexion kann es hier buchstäblich auch mal praktisch werden. Nach einem langen Tag voller Informationen und Diskussionen tat es gut, beim gemeinsamen Beten des Vaterunsers in Gebärdensprache nicht nur etwas Neues zu lernen, sondern auch zur Ruhe zu kommen.

Nach dieser ersten Einführung werden nun im Laufe des Semesters alle in ihren gewählten Lehrveranstaltungen eigene Erfahrungen mit den einzelnen Fächern der Theologie machen und natürlich fleißig Sprachen lernen. In der Einführungsübung geht es weiter mit Strategien zum Überleben in schwierigen Unisituationen.

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