Dr. Christian Nottmeier (Jg. 1974) ist Pfarrer der EKBO. Seit fünf Jahren lebt und arbeitet er als Auslandspfarrer in der deutschsprachigen Johannesgemeinde in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria.
Am 13. Oktober 2017, also vor gut fünf Wochen, wurde Christian Nottmeier außerdem zum neuen Superintendenten im Berliner Kirchenkreis Neukölln gewählt. Nottmeier wird sein zukünftiges Amt am 16. April 2018 aufnehmen und mit seiner Frau und seinen vier Kindern von Südafrika zurück nach Deutschland kommen.
Christian Nottmeier hat Geschichte und Evangelische Theologie in Berlin und Halle/Saale studiert. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit „Adolf von Harnack und die deutsche Politik“ (Tübingen 2004) war er 2002 bis 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theologischen Fakultät der HU Berlin, von 2007 bis 2009 Pfarrer in Berlin-Nikolassee und theologischer Referent am Evangelischen Institut für Kirchenrecht an der Universität Potsdam. Von 2009 bis 2012 hat er als Pfarrer an der Auenkirche in Berlin-Wilmersdorf gearbeitet, seit 2012 in der Johannesgemeinde Pretoria-Ost.
Wir haben mit ihm gesprochen:
DEINE-EKBO: Herr Nottmeier, was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Christian Nottmeier: Da steht natürlich mein Name und meine Funktion. Ich bin seit 2012 Pastor der deutschsprachigen evangelisch-lutherischen Johannesgemeinde im Osten Pretoria, der Hauptstadt Südafrikas. Als solcher bin ich verantwortlich für etwa 900 Gemeindemitglieder, die meisten von ihnen deutschsprachige Südafrikaner*innen – eine spannende Aufgabe in einem Land, in dem ganz verschiedene Kulturen zusammenleben. Übrigens steht das da alles auch noch einmal in Englisch und Afrikaans drauf. Die beiden Sprachen brauche ich hier auch oft, auch wenn in der Gemeinde das meiste auf Deutsch läuft. Gemeinde soll ja nicht nur eine Insel sein, sondern auch nach außen wirken. Da braucht man auch die anderen Sprachen.
DEINE-EKBO: Wie sieht Ihr Arbeits- bzw. Ausbildungsalltag aus?
Christian Nottmeier: Eigentlich ist es ein ganz normaler Alltag eines Pfarrers: Gottesdienste, Andachten, Konfirmandenunterricht, dann immer wieder auch Zeit für persönliche Gespräche und Seelsorge. Das letztere wird hier stark nachgefragt – das hat sicher auch mit den vielen Krisen- und zum Teil leider auch Gewalterfahrungen hier im Land zu tun.
Der Gottesdienst spielt – das freut mich als Pfarrer natürlich – eine größere Rolle als in Deutschland. Da kommen schon 270 Leute am Sonntag, um gemeinsam zu feiern und Gemeinschaft zu erfahren. Das gibt Kraft für den Alltag. Mindestens einen Tag pro Woche bin ich auch als Lehrer an der Deutschen Internationalen Schule im deutschen und englischen Religionsunterricht tätig – das macht mir viel Freude. Jetzt im Reformationsjahr hatten wir auch viele andere Veranstaltungen, die ich zum Teil mit der deutschen Botschaft zusammen organisiert habe. Auch da ist wichtig, dass Kirche nach außen wirkt.
Und dann gibt es natürlich Gremien und Verwaltung. Allerdings habe ich einen tollen Kirchenvorstand, der mich von vielem freihält. Man will eben, dass der Pastor vor allem als Theologe, Lehrer und Seelsorger tätig ist.
DEINE-EKBO: Was ist die EKBO für Sie?
Christian Nottmeier: Nun ist die EKBO von hier aus natürlich erst einmal weit weg. Aber aus der Distanz gewinnt man auch einen neuen Blick auf die Welt, aus der man kommt. Und da verbindet sich für mich mit unserer Landeskirche doch der Begriff „Heimat.“ Das sind die Prägungen, Traditionen und die Vielfalt der EKBO und natürlich die Menschen. Und deshalb freue ich mich auch, dass es im kommenden Jahr wieder zurück in die EKBO geht, obwohl es mir hier auch sehr gut gefällt.
Übrigens habe ich jetzt im Dienst einer kleinen Kirche hier gelernt, wie hilfreich eine gut funktionierende kirchliche Verwaltung sein kann – das vermisse ich hier doch manchmal – jedenfalls oberhalb der Gemeindeebene.
DEINE-EKBO: Was hat die EKBO mit den sozialen Netzwerken gemeinsam?
Christian Nottmeier: Schwierige Frage, zumal ich mit Blick auf soziale Netzwerke lange eher ein Technikmuffel war. Aber vieles, was ich aus der Ferne über die EKBO mitbekomme, läuft natürlich über sie. Man kann nah an den Menschen sein, schnell reagieren, vielfältig im Kontakt sein – das wünsche ich mir auch von der Kirche.
DEINE-EKBO: Was sind Ihre drei Tipps für Studierende?
Christian Nottmeier: Mein erster Tipp: Neben allem notwendigen Stoff ein Thema oder eine Frage suchen, die einen richtig interessieren. Und da sich dann besonders intensiv mit beschäftigen. Mein zweiter Tipp: den Dingen auf den Grund gehen. Für mich läuft das immer über die historischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Und drittens Mut zum Pfarrberuf. Ich würde auch heute nichts anderes wählen. Man ist nah an den Menschen, kann sich mit Fragen des Lebens und Fragen der Zeit beschäftigen – und das in vielen unterschiedlichen Kontexten.
DEINE-EKBO: Herzlichen Dank für das Gespräch!
#Twitterwochen ist ein Projekt der EKBO. Pfarrerinnen und Pfarrer, ordinierte Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen, Vikarinnen und Vikare sowie Hochschulprofessorinnen und -professoren twittern im Wintersemester 2017/2018 live aus ihrem Alltag. Unter dem Hashtag Twitterwochen kann das Projekt auf www.twitter.de/deineekbo verfolgt werden.
Die EKBO will mit dieser Aktion junge Menschen für das Theologie- bzw. Gemeindepädagogikstudium und für den Pfarrdienst interessieren und sich als offene und moderne Arbeitgeberin präsentieren. Da in den kommenden Jahren zahlreiche Ordinierte der EKBO in den Ruhestand gehen, bestehen für den theologischen und gemeindepädagogischen Nachwuchs glänzende Einstiegs- und Berufsaussichten in Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz.