Geschrieben von
Dagmar Kelle , 18. März 2017

Carina, Isabell und Joris sind happy. Alle drei haben sie eine Zusage ihrer Landeskirche bekommen, dass sie zum 1. September ihr Vikariat beginnen können. „Wir sind das Wittenberger Dreigestirn ???. #dnkgtt“, schreibt Joris seinen zukünftigen Kolleginnen. Alle drei hatten sie vom Landeskirchenamt Post bekommen. Bis zum Vikariatsbeginn sind es noch genau fünf Monate, bis zu den mündlichen Examensprüfungen allerdings nur noch vier Wochen.

Vier Wochen Gelerntes wiederholen, Prüfungen simulieren, neue Mindmaps malen und letzte Exzerpte austauschen, Strukturkarten sortieren, Stichwörter auf Post-Its schreiben und in der Wohnung verteilen. Insgesamt sind sie optimistisch. Trotzdem überkommen sie abwechselnd immer wieder kleinere und größere Panikattacken. Sie versuchen sich abzulenken, fahren für ein Wochenende an die Ostsee, probieren abends Rezepte aus: mal asiatisch mit Carinas Wok, mal Suppen aus Joris‘ Thermomix. Isabell ist für den Nachtisch zuständig. An solchen Abenden nehmen sie sich immer vor, wieder öfter gemeinsam joggen zu gehen. Während der Examensvorbereitung haben alle fünf Kilo zugenommen.

Vier Wochen später ist es dann soweit. Carina, Isabell und Joris treten zu ihren mündlichen Examensprüfungen an. Sie bestehen alle Fachprüfungen. Auch wenn es für Carina in der AT-Prüfung noch einmal eng wird. Denn es stellt sich heraus, dass ihre Klausur mit „mangelhaft“ bewertet wurde. [pullquote align=left]

Für einen kurzen Moment will sie ihr Examen abbrechen, weil sie sich nicht zutraut, dass sie die schlechte Klausurnote mit der mündlichen Prüfung ausgleicht.

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Für einen kurzen Moment will sie ihr Examen abbrechen, weil sie sich nicht zutraut, dass sie die schlechte Klausurnote mit der mündlichen Prüfung ausgleicht. Sie muss mindestens ein „befriedigend“ schaffen. Doch sie nimmt ihren Mut zusammen, tritt zur Prüfung an und bekommt ein „gut – 2,3“. Die Übersetzung klappt überraschend gut und auch mit ihrem Spezialgebiet „Frauengestalten im Alten Testament“ kann sie punkten. Viel Zeit für Fragen zum Überblickswissen bleibt nicht mehr. Ihr Einleitungswissen zum deuteronomistischen Geschichtswerk kann sie zum Glück noch gut platzieren.

Zur Zeugnisübergabe nehmen Carina, Isabell und Joris ihre Partner mit. Micha und Simon sind dabei. Joris‘ neuen Freund Gabriel lernen die anderen an diesem Tag zum ersten Mal kennen. „Auf uns! Watachmara!“, stoßen die Freunde auf ihre bestandene Erste Theologische Prüfung an. – „Micha und ich müssen Euch noch etwas erzählen.“, strahlt Carina in die Runde mit ihrem leeren Glas Orangensaft in der Hand. „Wir erwarten ein Baby! Ich bin schwanger.“ Wow, alle freuen sich, wissen aber zugleich nicht so recht, was sie sagen sollen. Isabell und Joris trauen sich nicht zu fragen, ob Carina dann ab September nicht mehr dabei ist. „@caruso @michair Ich freu mich so für euch. ?  #blessed #marchbaby“, twittert Isabell noch einmal am späten Abend. Sie hofft, dass Carina ihnen von sich aus erzählt, was jetzt aus dem Vikariat wird.

/dk

 

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